Mein Welpe zieht ein!

Was brauche ich und was sollte ich beachten?

Die Zeit von der Entscheidung einen Hund bei sich aufzunehmen, bis zum tatsächlichen Einzug ist super aufregend. Die Tage vor der Abholung ziehen sich wie ein Gummizergel und man möchte am liebsten alles auf einmal tun; Futter und Snacks besorgen, Versicherungen abschließen, Hund in der Gemeinde melden, die Hundeschule kontaktieren, alle Spielsachen, Halsbänder und Leinen kaufen, Mäntelchen aussuchen usw. 

Doch zuvor möchte ich Dir etwas zum Thema Welpen- bzw. Hundeauswahl erzählen. 

Unsere Geschichte

Der Hund sucht sich seinen Menschen aus ♡

Zu aller erst muss ich etwas ausholen. Genau genommen muss ich im Jahr 2006 anfangen. 

2006 begriff ich nämlich zum allerersten mal, was es bedeutet, wenn ein Hund sich DICH aussucht und auserwählt. Das klingt immer so absurd, aber es ist ein Fakt; Der Hund sucht sich seine Besitzer aus, niemals andersherum!

2006 war ich 10 Jahre alt. Wir hatten vor ca. einem Jahr unseren Golden Retriever "Buddy" abgeben müssen, weil er einen Gendeffekt hatte, der dazu führte, dass sein Verhalten immer aggressiver wurde. Als er mich ohne Vorwarnung ins Gesicht beißen wollte -zum Glück aber nur meine Hand erwischte-, entschieden sich meine Eltern schweren Herzens dazu ihn neu vermitteln zu lassen. Meine Schwester war damals 7 Jahre alt... Das war für die ganze Familie ein schwerer Schock und ein niederschmetterndes Erlebnis. Meine Eltern sind ebenfalls hundeerfahren und auch für uns Kinder war dies nicht der erste Hund im Haus. So etwas sitzt tief und man fängt an, an sich selbst zu zweifeln. Es war vor allem der geplatzte Traum meiner Mama.

So entschieden wir uns erst einmal dazu, auf einen neuen Hund zu verzichten. Ganz ohne Tiere kam für uns jedoch nicht in Frage. Wir hatten zwar Fische im Gartenteich und freilebende Katzen, die jeden Tag bei uns verbrachten, aber wir wollten etwas "eigenes" zum Pflegen und Beschäftigen. So wünschten wir uns Kaninchen. 

Im August 2006 ging ich also mit meinen Eltern in das Tierheim Wiesbaden. Damals war das Tierheim so aufgebaut, dass man zuerst durch die "Hundeabteilung" gehen musste, um zu den Kleintieren zu gelangen.

Eines kann ich vorweg nehmen: Wir kamen nie dort an.

So lief mein 10-jähriges Ich an all diesen traurigen, aufgeregten Hunden vorbei, den Gedanken vom Kaninchen völlig verloren und blieb vor einem der Zwinger stehen. Darin teilten sich ein Whity (West Highland White Terrier) und ein völlig verklebter, schiefbeiniger Grimmlin das Plätzchen. Dieser Grimmlin kam zum Zaun, schaute mich an und es war geschehen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich bat meine Eltern zu fragen, ob wir "Muck" einmal raus auf die "Probierwiese" lassen könnten. Und so geschah es. Muck hatte schiefe Zähne, viel zu langes verzotteltes und verklebtes Fell, einen schiefen Gang, aber unglaublich liebevolle Augen. Er war charakterlich ein Traum von Hund! 

Das Tierheim sagte uns, dass er ein Fundhund sei, der gerade erst rein kam, ca. 4-6 Monate alt ist und vermutlich ein Schnauzer-Mix. 

Wir spielten vielleicht 15 Minuten miteinander und waren sofort ein Team. Wir nahmen den armen Muck noch am selben Tag mit nach Hause und zahlten gerade mal 220€ Schutzgebühr.

Es stellte sich heraus, dass Muck vermutlich ein Bollipoo-Terrier-Mix (Boloka Zwetna x Pudel x Terrier) war. Wir hatten von da an 11 wundervolle Jahre mit meinem ersten Seelenhund. So einen Hund wünsche ich jeder Familie mit kleinen Kindern oder unerfahrenen Hundemenschen! Er war -wie alle Tierschutzhunde- bis zu seinem letzten Tag unendlich dankbar und zeigte dies deutlich!

Von da an wusste ich, was "Liebe auf den ersten Blick" heißt. Das kann niemand empfinden, der einen Hund zu Weihnachten als Überraschung unter dem Baum gefunden hat. Das geht nicht, wenn man einen Hund kauft, den man vor dem Einzug noch nie gesehen hat. 

Nicht falsch verstehen! Man kann jeden Hund lieben, ich liebe auch alle Hunde und möchte für sie nur das beste. Aber diese eine intensive Bindung, das geht nur, wenn der Hund dich findet und diesen Funken in dir auslöst

Nach Mucks Tot in 2017, dachte ich, dass ich so etwas nie wieder finden würde. Der Tot dieses Hundes, war für mich der schlimmste Tag in meinem Leben. Ich hatte zuvor schon bei einem Brand mein Pferd verloren. Das war auch schrecklich und ich habe sehr darunter gelitten, aber es kam mir super surreal vor. Mit Muck hatte ich meinen besten Freund und meine erste große Liebe verloren. 

Mein Albtraum 2020 - Illegaler Welpenhandel, Verlust & Co.

2020 forderte ich mein Glück heraus und wollte auf Biegen und  Brechen meinen langjährigen Traum vom Doodle erfüllen -wie meine Mama damals mit Golden Retriever "Buddy". Es war die Hochphase des Haustierbooms in der Coronazeit und mit den Preisen, stieg auch der illegale Welpenhandel an. 

Eigentlich wollte ich warten, bis die ersten Tiere nach den Lockdowns im Tierheim abgegeben werden, weil die Menschen sich unüberlegt einen Hund angeschafft hatten und sie dann -als der "normale" Alltag zurückkehrte- merkten, dass sie überfordert damit sind. Einen dieser Hunde wollte ich aufnehmen. 

Ich hatte 4 Jahre lang ohne Hund im Haus gelebt und wurde ungeduldig. Meine Familie war dagegen, weil ich durch eine semigescheiterte Selbstständigkeit gerade finanziell nicht gut aufgestellt war und meine Mama gerade erst ihre geliebte 12 Jahre alte Beagle-Hündin aus dem Tierschutz gehen lassen musste. Ich wohnte zwar schon lange nicht mehr zu Hause, dennoch ist mir die Meinung meiner Familie immer wichtig. Hinzu kam, dass ich in schlechter mentaler Verfassung war. So machte ich mich heimlich auf die Suche und holte August 2020 "Mellow" ab. Ich dachte "Ich bin so hundeerfahren und habe schon so viele unseriöse Händler beim BKA auffliegen lassen, ich werde schon nicht darauf hinein fallen.". Doch von der Euphorie geblendet, passierte mir genau das! 

Der Albtraum begann. Mellow war krank, voll mit Giardien. Der Impfpass war vermutlich gefälscht und nach 4 gemeinsamen Tagen und Nächten beim Tierarzt und in der Tierklinik musste ich das arme Würmchen gehen lassen. Natürlich musste ich die Sache meiner Familie beichten, was sehr unangenehm war.

Das sollte mir eine Lehre sein. 

Von da an bat ich erstmal "nur" Hundebetreuung und -trainigsunterstützung an. Ich hatte viele tolle Hunde bei mir, fand zu einem geregelten Alltag zurück und ließ 2020 hinter mir. Ich erstellte die Facebook-Seite "Wanted but left", um es Menschen, die den selben Gedankengang haben wie ich ihn hatte, einfacher zu machen. Dort repostete ich Anzeigen von Hunden, die zu Coronazeiten geboren, verkauft und wieder abgegeben werden sollten. Es sollte Tierheime entlasten und Menschen schneller zusammen führen, die einen Hund abgeben oder einen Hund aufnehmen möchten.

Wie Monty mich fand

2021 sah das ganze dann schon wieder total anders aus!

Meine Familie verstand wie wichtig es mir war und unterstütze mich nun in meinem Vorhaben wieder einen Hund bei mir aufzunehmen. Ich war finanziell wieder bestens abgesichert und hatte mich allgemein gefangen. 

Ich schaute auf den Seiten vom Tierschutz -Besuche waren derzeit nicht möglich-, trieb mich in allen möglichen Facebook-Gruppen rum, durchstöberte das Internet nach Anzeigen und plötzlich -gerade als ich mir dachte "Ich habe ja alle Zeit der Welt"- ploppte diese Anzeige mit einem Cockapoowurf aus Finnentrop auf. Ich sah die Bilder, las den Text und dachte mir "Schreiben kann ich ja mal.". 

Ich schrieb also meinen Text und kurz darauf kam der Anruf der Züchterin. Wir vereinbarten ganz unverfänglich einen Termin. Ich wollte es diesmal richtig machen und es langsam angehen. Meine Mama begleitete mich.

Ich hatte auf den Bildern natürlich schon einen Favoriten, aber das war ja rein optisch. ;) 

Als wird dort ankamen, hatte ich direkt ein gutes Gefühl, ganz anders als bei Mellow. Ich konnte mehr, als  nur meine üblichen Fragen zum Hund, der Zucht etc. stellen. Die Züchterin gab mir den Kontakt zur Tierärztin, nannte mir den Instagramaccount eines Kundens, der einen Hund aus einer ihrer vorherigen Würfe hat, sodass ich mit ihm Kontakt aufnehmen konnte.  Sie hatte absolutes Verständnis für mich und all meine Fragen. 

Ich saß also im Juli 2020 dort auf der Wiese im Garten der Züchterin. Die Welpen machten gerade Mittagsschlaf in einer Strandmuschel, als plötzlich einer der Welpen hinaus kam und direkt auf mich zu watschelte. Die Züchterin sagte "Hm das ist interessant. Bei den anderen Menschen die hier waren, war er immer eher zurückhaltend." und lachte dabei etwas. 

Tja, das war Monty. Er wich mir nicht mehr von der Seite und ich vergaß völlig meine "Favorisierung". Er war definitiv der tollste Welpe, den ich je kennengelernt habe! Und ich hatte zuvor schon einige Welpen gesehen. Süß sind sie alle, aber bei Monty war er wieder; dieser Funke

Parallel wusste ich, dass eine Bekannte, die Doodles züchtet bald ebenfalls wieder einen Wurf erwartet und es wäre schön gewesen einen ihrer Welpen auf zu nehmen und ihn beinahe jeden Tag besuchen und somit aufwachsen sehen zu können. Aber Monty hat sich für mich entschieden. Das war in dem Moment klar, in dem er aus der bunten Strandmuschel auf mich zu getappst kam. 

Ich besuchte ihn und seine Geschwister noch zwei mal, bevor ich ihn mit 10 Wochen zu mir holte. 

Der Rest ist Geschichte und wir haben noch viel gemeinsam vor! Er ist definitiv mein zweiter Seelenhund. ♡

Du hast den Funken auch gespürt und Deinen Welpen inzwischen gefunden und vielleicht sogar auch schon mehrfach besucht und Dir einen Namen überlegt. Jetzt sprühst Du nur so voller Euphorie und dass man dabei einmal den Überblick und einen klaren Kopf verlieren kann, ist mehr als nur nachvollziehbar. 

Deshalb habe ich hier eine Check-Liste erstellt, was du alles tun solltest, bevor Dein Welpe bei Dir einzieht: 

Die erste(n) Woche(n) im neuen zu Hause 

Worauf sollte ich achten?

Es ist der Tag gekommen und Du darfst Deinen Schatz mit nach Hause nehmen. Du würdest ihm am liebsten alles zeigen, mit ihm spielen, kuscheln und mit dem Training anfangen. Ich weiß, das ist alles sehr aufregend! 

Aber gib' deinem Hund Zeit und lass ihn ankommen. 

Er hat am ersten Tag vermutlich eine lange Reise hinter sich, wurde gerade von seiner Mama und seinen Geschwistern getrennt, ist eventuell zum ersten Mal Auto gefahren, kennt die Gerüche und Geräusche noch nicht. Er ist ein Baby in einer fremden Umgebung ohne Mama, ohne Geschwister.

Er wird vor Aufregung "freudig" mit der Rute wedelnd umher laufen und mit der Nase und seinem Maul alles erkunden. Das ist Stress pur! Versuche also ruhig zu bleiben, ihn Stück für Stück sein neues Reich und vor allem einen Ruheplatz zu zeigen. Zeige ihm wo sein Wasser steht und gebe ihm entsprechend sein Futter (Der/die Züchterin oder das Tierheim wird dir etwas Futter für die ersten Tage mitgegeben haben und eine Fütterungsempfehlung genannt haben). Es kann sein, dass er es vor Aufregung erstmal nicht frisst. Lasse es aber einfach stehen.

Ich wohne in einem Haus mit einem 1. Stock, Erdgeschoss, Keller und einem großen Garten. Das alles sofort kennenzulernen und zu entdecken wäre für den kleinen Monty viel zu viel gewesen. Die erste Woche haben wir uns ausschließlich im Erdgeschoss aufgehalten und waren am dritten Tag einmal gemeinsam auf der Wiese im Garten. Zum Pipi und Kacka machen habe ich eine andere Grünfläche des Grundstücks gewählt, wo ich auch nachts schnell mit ihm hin kann. 

Der Welpe wird Dir sowie so auf Grund des Folgetriebes überall hin folgen und das ist auch gut so! Dennoch ein Tipp: Schicke Deinen Hund nicht alleine in den Garten. 

Es kann passieren, dass dein Hund mit der Situation überfordert ist und denkt "Auf das alles soll ich ganz alleine aufpassen?!?" und zack hast du einen kläffenden "Zaunwanderer" herangezogen, der alles und jeden anbellt, der am Grundstück vorbei läuft. 

Lasse die ersten Tage und Wochen sehr ruhig angehen. Kuschelt viel, schaut gemeinsam Netflix, geht gemeinsam in den Garten, spielt mit den neuen Spielsachen, lernt euch kennen

Bitte noch keine anderen Tiere, Gassigänge oder Tricktraining. Keine Leinenführigkeit und kein Alleinebleiben! Vermeide außerdem in den ersten Tagen Besuch und Begegnungen mit anderen Hunden aus der Nachbarschaft. So schwer es auch fällt, Du kannst so ganz viel kaputt machen! Es ist ein Baby! 

Lieber keine, als eine schlechte Begegnung ist hier die Devise. 

Wenn der kleine immer mutiger wird und Du merkst er wird immer sicherer, dann kannst Du über den ersten Besuch in der Welpenschule nachdenken, bei der Du euch zuvor angekündigt hast. Dort soll das Sozialverhalten, was er bei seinen Geschwistern und der Mama angefangen hat zu lernen, ausbauen. 

Kein Tricktraining, keine Leinenführigkeit, keine Hundebegegnung, kein Besuch heißt nicht, dass gar kein Training stattfindet; 

Zeige dem Welpen die Bürste, wische ihm beim Reinkommen die Pfoten ab, tue beim Kuscheln so, als ob Du Zecken ziehst oder schaue in die Ohren und kontrolliere die Zähne. Gebe ihm ggf. Grenzen vor, wenn er z.B. nicht in die Küche oder auf das Sofa darf. Bringe ihm bei zur Ruhe zu kommen und ausreichend zu schlafen. Starte mit einem Markerwort und seinem Namen oder auch dem Geschirr anlegen. Auch das Nichtanspringen darf dem Welpen schon klar kommuniziert werden.

Hilf ihm dabei stubenrein zu werden, indem Du alle 2 Stunden, nach jedem Spielen, Schlafen oder Fressen mit ihm rausgehst und Dich freust, wenn er sein Geschäft draußen erledigt.

Geht etwas daneben, niemals schimpfen! Ist es schon ein paar Minuten her, weiß er nicht wofür Du ihn schimpfst. Einfach kommentarlos und gründlich beseitigen und den Welpen besser beobachten. Passiert es gerade, dann denkt er, er bekommt Ärger, weil er sich löst. Er soll sich ja lösen, nur nicht im Haus. ;) In diesem Fall den Welpen schnappen, nach draußen tragen und loben, wenn er draußen macht. 

"Sitz" lernen die meisten Welpen in den ersten Tagen von selbst. Sie schauen es sich als Welpen bei den Eltern ab oder machen es aus Reflex, wenn man ein Leckerlie oder das Futter in der Hand behält und nicht sofort vor sie stellt. Dieses Verhalten einfach belohnen und benennen, dann hat der Welpe das schnell gelernt. 

Auch den Rückruf oder "Komm mit" kannst Du in dieser Zeit super üben, denn dass das klappt, dafür sorgt der natürliche Folgetrieb

Beachte aber, dass du den Welpen nicht überforderst! Immer alles in kleinen Schritten und mit viiiiielen Pausen dazwischen. 

Nachdem der Welpe sich gut eingelebt, sein zu Hause lieben gelernt hat und ihr euch besser kennengelernt habt, kannst Du anfangen mit Ihm die Welt zu entdecken. Nimm ihn mit zur Arbeit, fahrt gemeinsam zu Deinem Lieblingsplatz, trefft Freunde, geht ins Restaurant. 

Aber auch hier: Nichts überstürzen, immer im Tempo des Hundes. Manche Welpen sind schneller, andere langsamer und beides ist okay. 

 

Was Dein Welpe in den ersten Wochen alles braucht, habe ich hier in einer Check-Liste für Dich zusammengefasst:

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